QUARTIER ERABLE – Die Personen auf den Graffitis

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Horst Louis Gauss

Horst Gauß, geboren am 19. Juli 1937 in Essen, ist ein ehemaliger deutscher Amateurboxer, Boxmanager, Boxtrainer und Sachbuchautor. Seine Kindheit verbrachte er in Dresden und Ostritz, bevor er 1948 nach Frankfurt am Main zog, wo er seitdem seinen Lebensmittelpunkt hat.

Im Jahr 1964 war er Mitbegründer des Boxclubs CSC Frankfurt. Obwohl er erst im Alter von 27 Jahren mit dem Boxsport begann, bestritt er bis zu seinem 40. Lebensjahr noch 83 Kämpfe für seinen Club, von denen er 51 gewann. Unter seiner Leitung gewann der Club drei Deutsche Mannschaftsmeisterschaften der Amateurboxer (1985, 1988 und 1990). Seit 1966 ist Horst Gauß als Boxtrainer tätig und unterrichtete unter anderem Willi Fischer im Boxen.

Gauß erlangte Bekanntheit, da der CSC Frankfurt zum erfolgreichsten Amateur-Boxclub in Deutschland wurde und der Amateur-Boxsport in den 1980er Jahren einen erheblichen Zuwachs an Zuschauern verzeichnete. Nach der deutschen Wiedervereinigung engagierte er sich auch beim ehemaligen ostdeutschen Verein SG Wismut Gera und führte das Team 1991 zum Meistertitel in der 2. Bundesliga. Gauß spielte eine wichtige Rolle dabei, dass die ost- und westdeutschen Bundesliga-Boxvereine nach der Wiedervereinigung in einer Staffel antraten und nicht, wie vom Boxverband vorgesehen, geographisch bedingt in zwei Staffeln aufgeteilt wurden.

Peter Fischer (links im Bild)

Peter Fischer, geboren am 14. März 1956 in Lich, ist ein deutscher Sportfunktionär und Unternehmer. Seit August 2000 ist er Präsident von Eintracht Frankfurt.

Seit August 2000 ist Fischer Präsident des Vereins Eintracht Frankfurt. In dieser Position ist er auch Mitglied des Aufsichtsrates und seit 2005 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG.

Bei der Jahreshauptversammlung im Januar 2018 wurde Fischer mit über 99 % der 648 Stimmen für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.

Am 5. Mai 2023 gab Fischer bekannt, dass er sein Amt als Präsident von Eintracht Frankfurt auf der Mitgliederversammlung im Jahr 2024 zur Verfügung stellen werde.

Auf Vorschlag der SPD-Landtagsfraktion in Hessen wurde Fischer zum Mitglied der 17. Bundesversammlung gewählt. Im März 2022 erhielt er die Buber-Rosenzweig-Medaille für sein eindeutiges Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.

graffiti Peter Fischer
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Helmut Sonneberg (rechts im Bild)

Helmut „Sonny“ Sonneberg ist eine wichtige Persönlichkeit bei Eintracht Frankfurt. Sein Name ist jedem ein Begriff, und er ist bekannt für seine leidenschaftliche Verbundenheit zum Verein. Im Jahr 1959 sorgte Sonny für Aufsehen, als er mit einem Zylinder und einem bemalten Auto nach Berlin reiste. Seitdem ist er ein treuer Eintracht-Fan und besucht regelmäßig das Eintracht-Museum.

Seine Hingabe geht sogar so weit, dass er einmal eine ganze Veranstaltung im Museum organisierte, die den Titel „Sonny erklärt die Eintracht“ trug. An diesem Abend erzählte er mit viel Witz und Charme fesselnde Fußballgeschichten. Das Museum würdigte seine Leidenschaft, indem es ihm eine eigene Autogrammkarte widmete. Vor Kurzem war Sonny sogar das Titelthema der Zeitschrift „11 Freunde“.

Helmut Sonneberg wurde am 4. Juni 1931 geboren. Seine Mutter Ria stammte aus einer jüdischen Familie in Somborn und arbeitete als Dienstmädchen in Frankfurt. Sein Vater war Handelsvertreter und ebenfalls jüdischen Glaubens. Obwohl die Eltern getrennt lebten, zog Ria mit ihrem Sohn Helmut in ein möbliertes Zimmer in der Fahrgasse. Dort lernte sie Herrn Wessinger kennen, der im gleichen Haus wohnte. Herr Wessinger versprach, Helmut wie sein eigenes Kind zu behandeln. Im Jahr 1932 heirateten Ria und Herr Wessinger, und Ria ließ sich taufen und nahm den christlichen Glauben an. Helmut wurde ebenfalls getauft. Im selben Jahr wurde seine Schwester Lieselotte, genannt „Lilo“, geboren. Die Familie zog im Frühjahr 1933 in eine neue Wohnung in der Wollgraben 10.

Das Leben im Kinderheim

Mit der Einführung der „Nürnberger Gesetze“ im September 1935 erhielt der Antisemitismus der Nationalsozialisten eine rechtliche Grundlage. Trotz der Taufe galten Helmut Sonneberg und seine Mutter Ria als Juden. Seine Schwester Lilo wurde von den Nationalsozialisten als „Halbjüdin“ bezeichnet, da ihre Eltern eine sogenannte „Mischehe“ führten. Helmut Sonnebergs Vater, der als „Arier“ galt, wurde unter Druck gesetzt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Trotz der Schikanen blieb der Vater standhaft und hielt zu seiner Familie. Im Jahr 1940 erhielten die Eltern die Nachricht, dass Helmut fortan im jüdischen Kinderheim im Röderbergweg leben müsse. Es sollte eine Trennung der Familie herbeigeführt werden. Dennoch bemühten sich die Eltern, den Kontakt zu Helmut aufrechtzuerhalten. Jeden Samstag besuchte die Familie ihn im Kinderheim, während er unter der Woche das Philantropin besuchte. Ab September 1941 musste der 10-jährige Helmut den Judenstern auf seiner Jacke tragen.

Als das Kinderheim im Röderbergweg im Sommer 1942 geräumt wurde, musste Helmut Sonneberg in das jüdische Kinderheim in Sachsenhausen umziehen. Seine Mutter fand dort eine Anstellung als Haushaltshilfe und Köchin im Kinderheim, wodurch sie den Kontakt zu ihrem Sohn aufrechterhalten konnte. Im Jahr 1943 musste die Familie aus ihrer Wohnung ausziehen und in ein „Judenhaus“ in der Großen Wollgraben 26 umziehen. Im selben Jahr wurde das jüdische Kinderheim in Sachsenhausen geräumt und die Kinder wurden deportiert. Helmut entging der Deportation, da sein Stiefvater bei der Gestapo intervenierte und ihn vor dem Transport bewahrte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten Helmut und seine Mutter nach Frankfurt zurückkehren.

Helmut Sonneberg hat sein Leben lang dafür gekämpft, die Erinnerung an die Opfer des Holocausts wachzuhalten und gegen das Vergessen anzukämpfen. Sein Einsatz für den Fußballverein Eintracht Frankfurt ist untrennbar mit seinem Überlebenskampf während der nationalsozialistischen Verfolgung verbunden.

Thomas Reiter

Thomas Arthur Reiter, geboren am 23. Mai 1958 in Frankfurt am Main, ist ein ehemaliger Raumfahrer, derzeit im Ruhestand als Brigadegeneral der Luftwaffe und fungiert als ESA-Koordinator für „internationale Agenturen“ sowie als Berater des ESA-Generaldirektors.

Reiter verbrachte seine Kindheit und Jugend in Neu-Isenburg, wo beide seiner Eltern leidenschaftliche Segelflieger waren. Dies weckte bei Reiter bereits frühzeitig sein Interesse an der Fliegerei.

Nach dem Besuch der Grundschule in Neu-Isenburg ging er auf die Goetheschule und legte im Juni 1977 seine Abiturprüfung ab. Anschließend verpflichtete er sich als Offizieranwärter und besuchte die Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. An der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg (Oberbayern) studierte er Luft- und Raumfahrttechnik und schloss im Dezember 1982 sein Studium an der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik als Diplom-Ingenieur ab.

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Herbert Hunkel

Hunkel wurde als Sohn eines Feinmechanikers und einer Weißzeugnäherin geboren. Er hat zwei Schwestern.

Nach dem Abschluss der Mittleren Reife im Jahr 1961 begann er eine Ausbildung in der Neu-Isenburger Stadtverwaltung. Im Jahr 1988 wurde er zum Hauptamtsleiter der Stadtverwaltung ernannt.

Am 1. März 1998 wurde er zum Ersten Stadtrat von Neu-Isenburg gewählt und am 10. Dezember 2003 in seinem Amt bestätigt.

Am 30. Mai 2010 wurde Hunkel mit 58,9 % der abgegebenen Stimmen als Bürgermeister gewählt und trat die Nachfolge von Oliver Quilling an. Obwohl Hunkel parteilos ist, wird er von der CDU in der Stadtverordnetenversammlung unterstützt, zu deren Fraktion nun der Erste Stadtrat Stefan Schmitt gehört.

Am 27. September 2015 wurde er als Bürgermeister bestätigt und gewann die Direktwahl mit 77,7 % der Stimmen. Sein Gegenkandidat Thilo Seipel (FDP) erhielt 22,3 % der Stimmen.

In seiner Freizeit engagiert sich Hunkel für den Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg e. V. (GHK), dessen erster Vorsitzender er seit 1990 ist. Zudem ist er Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins Hugenotten- und Waldenserpfad e. V. und Gründungsmitglied sowie stellvertretender Vorsitzender des Vereins Neu-Isenburg: wir wollen hier weiterleben e. V.

Fritz Bauer

Fritz Bauer war ein deutscher Jurist und Staatsanwalt, der eine bedeutende Rolle bei der Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen spielte. Er wurde am 16. Juli 1903 in Stuttgart geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete Bauer zunächst als Rechtsanwalt, bis er aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gezwungen war, Deutschland zu verlassen. Er floh zunächst in die Schweiz und später nach Dänemark, wo er aktiv gegen den Nationalsozialismus kämpfte und Flüchtlinge unterstützte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Bauer nach Deutschland zurück und wurde 1950 zum Generalstaatsanwalt des Landes Hessen ernannt. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern beteiligt. Er setzte sich dafür ein, dass diese Täter vor Gericht gestellt und zur Rechenschaft gezogen wurden, auch wenn dies in der Nachkriegszeit oft auf Widerstand stieß.

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Besonders bekannt wurde Fritz Bauer durch seine Rolle bei den Frankfurter Auschwitz-Prozessen, die von 1963 bis 1965 stattfanden. Als Initiator und Hauptankläger dieser Prozesse trug er dazu bei, dass erstmals in der Bundesrepublik Deutschland eine umfassende strafrechtliche Aufarbeitung der Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz stattfand. Diese Prozesse hatten eine immense Bedeutung für das öffentliche Bewusstsein über den Holocaust und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in Deutschland.

Fritz Bauer war auch ein entschiedener Verfechter der Demokratie und setzte sich für den Schutz der Menschenrechte ein. Er kämpfte gegen rechtsextreme Tendenzen in der deutschen Gesellschaft und engagierte sich für eine fortschrittliche Strafrechtsreform.

Leider wurde Fritz Bauer von einigen politischen Kreisen angefeindet und musste sich mit zahlreichen Anfeindungen auseinandersetzen. Er verstarb unerwartet am 1. Juli 1968 in Frankfurt am Main.

Fritz Bauer hinterließ ein bedeutendes Erbe. Sein unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit und seine unerschrockene Haltung gegenüber den Verbrechen des Nationalsozialismus haben dazu beigetragen, dass Deutschland sich mit seiner dunklen Vergangenheit auseinandersetzt und eine Kultur der Erinnerung entwickelt hat. Sein Vermächtnis erinnert uns daran, dass es von entscheidender Bedeutung ist, sich gegen Unrecht und Unterdrückung zu erheben und für eine gerechtere Welt einzutreten.

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Franz Völker

Franz Völker (* 31. März 1899 in Neu-Isenburg; † 5. Dezember 1965 in Darmstadt) war ein deutscher Opernsänger, trat bereits als Kind und Jugendlicher solistisch in Konzerten auf. Nach einer Banklehre arbeitete er als Bankbeamter, betätigte sich jedoch nebenbei auch als Chorsänger. Im Jahr 1925 gewann er einen Amateurwettbewerb des Frankfurter Rundfunks mit einer Arie aus Verdis „Rigoletto“. Dadurch wurde er von verschiedenen Opernbühnen entdeckt. Er erhielt weitere stimmliche Ausbildung von Alexander Wellig und gab 1926 sein Bühnendebüt als Florestan in Beethovens „Fidelio“. Von da an stieg seine Karriere schnell auf.

1931 folgte Völker seinem Förderer Clemens Krauss an die Wiener Staatsoper und trat 1935 dem Ensemble der Berliner Staatsoper Unter den Linden bei. Der Höhepunkt seiner Karriere waren seine Auftritte bei den Bayreuther Festspielen von 1933 bis 1942, insbesondere in den Rollen des Lohengrin und Siegmund in der „Walküre“.

Völker verkörperte auch wichtige Rollen wie Erik im „Der fliegende Holländer“, Max im „Der Freischütz“, Kaiser in „Die Frau ohne Schatten“, Pedro in „Tiefland“, Radames in „Aida“, Othello, Canio in „Bajazzo“ und Ferrando in „Così fan tutte“. Er war auch Teil der Salzburger Festspiele von 1931 bis 1934 und trat als Liedinterpret gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Peschko auf. Völker sang beim Geburtstagskonzert der Berliner Philharmoniker für den Reichskanzler im Jahr 1942 und wurde 1944 in die Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda aufgenommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Völker an der Münchner Staatsoper engagiert. Im Jahr 1952 beendete er seine Bühnenkarriere und arbeitete hauptsächlich als Gesangspädagoge. Der Franz-Völker-Kreis e.V., der 1987 in Neu-Isenburg gegründet wurde und sich später in die Franz Völker – Anny Schlemm Gesellschaft e.V. umbenannte, vergibt in mehrjährigem Abstand den Franz-Völker-Preis für Nachwuchs-Tenöre.

Bertha Pappenheim

Bertha Pappenheim war eine bedeutende jüdische Aktivistin und Frauenrechtlerin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie wurde am 27. Februar 1859 in Wien, Österreich, geboren und starb am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg, Deutschland.

 

Pappenheim war eine Pionierin in der sozialen Arbeit und setzte sich leidenschaftlich für die Rechte von Frauen ein. Sie gründete den Jüdischen Frauenbund (JFB) und war eine der ersten Frauen, die sich aktiv in der Prostituiertenhilfe engagierte. Pappenheim kämpfte auch gegen den Menschenhandel und setzte sich für die Förderung von Bildung und beruflicher Weiterbildung für Frauen ein.

Sie ist auch bekannt für ihre Arbeit zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Frauen. Unter dem Pseudonym Anna O. war Pappenheim ein Fallbeispiel von Sigmund Freud in seiner psychoanalytischen Arbeit. Ihr Fall trug zur Entwicklung der Psychoanalyse bei und führte zur Entstehung des Begriffs „Redekur“ als psychotherapeutische Methode.

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Bertha Pappenheim war auch eine produktive Schriftstellerin. Sie veröffentlichte mehrere Bücher, darunter „Das Tagebuch der Anna O.“ und „Schriften zur Frauenfrage“. In ihren Werken setzte sie sich mit Themen wie Feminismus, sozialer Gerechtigkeit und psychischer Gesundheit auseinander.

Ihr Einsatz für Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit machte sie zu einer inspirierenden Figur ihrer Zeit. Ihr Vermächtnis lebt bis heute fort, da sie als eine der ersten Frauen aktiv für Gleichberechtigung und soziale Reformen kämpfte.